18. Juni 2017: In bernischen Moutier beschliessen die Stimmbürger, fortan dem Kanton Jura angehören zu wollen. Zwei Wochen zuvor: Der Gibelchriesner Präsidenten-Club unternimmt seine traditionelle Pfingstreise, welche in den Jura führt. Ein Zusammenhang kann aber ausgeschlossen werden.
Die Packliste: Kleinbus, Schlafsäcke, Blachen, Grill, Bier. Der Treffpunkt: Pfingstsamstag unter dem Bogen. Das Ziel: unbekannt. Dass ein Ausflug nicht immer aufs Kleinste organisiert sein muss, stellt der Gibelchriesner Präsidenten-Club Jahr für Jahr unter Beweis, denn beim «diänigä Pfingstreisli» ist fast nichts geplant. Der klassische Pfeilwurf auf die Landkarte, dem dieses Mal dem letztjährigen Postleitzahlenwürfeln der Vorzug gegeben wurde, bestimmte das Ziel: Porrentruy nahe der französischen Grenze.
Dieser Weg wird kein leichter sein
Wann und wie der ausgeloste Ort erreicht wird, ob man überhaupt dort ankommt und wo übernachtet wird, ist schlussendlich egal. Der Weg ist das Ziel, möglichst ohne Navi und ohne die Autobahn zu benutzen. So wollte es der Zufall, dass in Ramiswil am Scheltenpass ein Zwischenhalt bei einer Exil-Schwyzerin eingelegt wurde, in deren Restaurant Guldenthal nicht nur leckere Cordon bleu kredenzt werden, sondern es auch für liebe Gäste, so wie uns, immer «zwei, drü, viär Honigchrüter» gibt.
Nachdem die Strassenschilder schlagartig ihre Sprache auf Französisch geändert haben, blieb noch genug Zeit für Kulturelles. In der mehr oder weniger pittoresken Altstadt von Delémont bekundeten wir Mühe mit dem Bestellen eines Desserts in dieser uns fast unbekannten Sprache, und das «Monde de Couleurs Festival» am Zielort hinterliess uns eher mit fragenden Blicken und Schulterzucken.
Unter den Wolken
Mehr Enthusiasmus wurde dann dem Suchen eines Schlafplatzes und dem Nachtessen entgegengebracht. Irgendwo im Nirgendwo, das Handynetz hat schon auf französische Anbieter gewechselt, schlugen wir unser Nachtlager auf und brutzelten das, selbstverständlich unterwegs spontan eingekaufte, Nachtessen. Die Wetterprognosen waren zwar für das ganze Wochenende denkbar schlecht gewesen, aber dank geschickter Aufbauarbeit blieb trotz nächtlichem Dauerregen fast alles trocken.
Und noch das Wort zum Sonntag
Saint-Ursanne bildete den ersten Stopp am zweiten Tag unserer Spontanitätenfahrt. Dieses verschlafene Örtchen sucht übrigens mittels Spendenaufruf noch fünf Millionen Franken für die Renovation der Altstadt. Da wir diese gerade nicht dabei hatten, schossen wir noch flugs unser auf dieser Seite ersichtliches Gruppenfoto und verliessen den Kanton Jura in Richtung Süden ins Val de Travers.
Natürlich musste auch das zweite Mittagessen ungeplant speziell werden, weil wir es schafften, unseren Grill mitten im Gebiet eines Orientierungslaufs in La Sagne zu platzieren. Die ersten Wortspiele mit diesem Ortsnamen liessen übrigens nicht lange auf sich warten, erspare ich der geneigten Leserschaft aber lieber. Der Creux du Van, ein Ausräumungskessel zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt – sagt zumindest Wikipedia –, bildete das spektakuläre Schlussbouquet unseres Ausflugs.
Nach 600 «geschletzten» Kilometern, zehn durchquerten Kantonen und unzähligen «Seichhalten» – wir werden halt auch immer älter –, endete die Tour de Suisse am Sonntagabend im Stauffacherdorf. Fortsetzung folgt, Pfingstsamstag 2018 unter dem Bogen.